Weißabgleich – ohne Aufwand aber mit allen Optionen. Geht das?
Die meisten haben den automatischen Weißabgleich (AWB) an der Kamera eingestellt.
Ist das sinnvoll und wenn ja, wann?
Muss ich ihn stets anpassen oder ihn gar manuell (Graukarte) vornehmen?
Kann ich ihn bei der Bildbearbeitung beeinflussen und wenn ja, wie?
Fangen wir mit etwas Grundlagenwissen an.
Licht, der unterschiedlichsten Herkunft, wird an einem Körper, sagen wir einem rot/grünem-Apfel reflektiert. Stellen wir uns als Lichtquelle eine Kerze, eine Neonröhre oder die Sonne vor. Das Rot und Grün des Apfels wird jedes mal anders sein. Das liegt an den unterschiedlichen Farbtemperaturen der Lichtquelle.
Wenn die Farbwiedergabe „realistisch“ sein soll, muss sie lichtquellenunabhängig sein.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch noch unterschiedliche Lichttemperaturen mischen können.
Wenn Sie jpg-Aufnahmen machen, bearbeiten Sie in der Regel Ihre Bilder nicht mehr und haben folgende 3 Möglichkeiten beim Photographieren:
1., Die Graukarte, der Weisabgleichsfilter, der „durchlässige“ Objektivdeckel
Es wird ein Vorabbild zur Justage mit irgendeiner Weißabgleichseinstellung ihrer Kamera gemacht. Dazu wird mittig im Bild, im Bereich ihres Belichtungsmessfeldes eine Graukarte oder eine Weißkarte gelegt oder das Bild durch einen Filter bzw. durch den durchlässigen Objektivdeckel gemacht.
Im Kameramenü wird der „Custom WB“ gewählt, das soeben gemachte Bild ausgewählt und dieses mit „SET“ und „OK“ bestätigt.
Die Kamera berechnet nun die richtige Farbtemperatur.
Anschließend aktivieren Sie den „manuellen Weißabgleich“ und photographieren Ihr Bild mit einer nunmehr optimal eingestellten Lichttemperatur.
Danach deaktivieren Sie bitte sofort wieder den „manuellen Weißabgleich“, wenn sich die Lichtsituation ändert.
2., Weißabgleichsvoreinstellungen
Um das obige Prozedere nicht jedesmal durchführen zu müssen, haben die Kamerahersteller Voreinstellungen in Ihrem Kameramenü hinterlegt.
Die heißen z.B.: Tageslicht, Schatten, Wolkig, Kunstlicht, Leuchtstoff, Blitz
Wählen Sie die entsprechende vor der Aufnahme aus und deaktivieren Sie diese bitte sofort, wenn sich die Lichsituation ändert.
3., Automatischer Weißabgleich
Der automatische Weißabgleich funktioniert in dem Bereich 3000 bis 7000 K, also fast immer, ,außer bei Kerzenlicht. Schwächen hat er, wenn in einem Motiv eine Farbe dominiert.
Wenn Sie jedoch raw-Aufnahmen machen, bearbeiten Sie in der Regel Ihre Bilder noch.
Es empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:
1., Automatischer Weißabgleich
Durch den automatischen Weißabgleich können Sie sich beim Photographieren auf Wichtigeres konzentrieren. Sie sollten jedoch im Hinterkopf haben:
Bei Kerzenlicht – Voreinstellung wählen (obiger Punkt 2)
Bei dominate Farbe und Mischlichter – „durchlässig Objektivdeckel“ (Graukarte, etc.) (obiger Punkt 1)
2., Bildbearbeitung
Im raw-Konverter haben Sie mehrere Möglichkeiten den Weißabgleich anzupassen und zwar so, wie es entweder es „real“ war oder so, wie Sie eine „Wirkung“ , wie z.B. kühler, wärmer haben wollen
Schieberegler
Verschieben Sie den Regler. Sie sehen sofort die Auswirkung.
Voreinstellungen
Wie im Kameramenü können Sie auch hier Lichtquellen einstellen.
Weißabgleichspipette
Platzieren Sie die Pipette an unterschiedlichen weißen Bereichen des Bildes bis Ihnen die Bildwirkung gefällt. Probieren Sie auch mal farbige Stellen, manchmal entstehen überraschend gute Effekte.
Fazit
Der automatische Weißabgleich (AWB) ist die beim Photographieren die „schnellste“ Option und ermöglicht ohne Qualitätsverluste jede Weißabgleichskorrektur in der Bildbearbeitung.
Bei Bildern, die ohnehin bearbeitet bzw. entwickelt werden, ist dies ein zu vernachlässigender Mehraufwand.
Zudem kann man dabei sehr effektiv unterschiedliche Bildwirkungen ausprobieren.
Bei Bildern, die nicht entwickelt werden (jpg) muss ggf. eine Kameraeinstellung (s.o.) vorgenommen werden.
Ihr Thomas Kögl (Juni 2016)