Belichtungsmessung und Belichtungskorrektur

 

Messmethoden

 

Bei der Spiegelreflexkamera wird nicht über das ganze Bild sondern nur an bestimmten Punkten des Bildes und dort mit unterschiedlicher Gewichtung die Helligkeitswerte ermittelt, um daraus eine optimale Belichtung zu berechnen. Es gibt dabei folgende Messmethoden:

 

 

Bei der Mehrfeldmessung wird über den größten Teil des Bildes, nämlich alle Autofokusmesspunkte, die Belichtung gemessen. Nach Aktivierung des Autofokus, durch halbes Durchdrücken des Auslösers, werden auch die Messwerte der Messpunkte höher gewichtete, die scharf sind, da hier das Motiv vermutet wird.

Mehrfeldmessung ist insbesondere bei bewegten Motiven sehr hilfreich.

 

Bei der Selektivmessung werden nur 10% der Bildfläche in der Mitte des Bildes zur Belichtungsberechnung verwendet und der Autofokus nicht berücksichtigt.

Hilfreich ist dies bei Gegenlichtaufnahmen und Sportaufnahmen, wenn nur das Objekt richtig belichtet sein soll und die Umgebung nachgeordnete Bedeutung hat. Problematisch ist sie, wenn zwei Personen abgebildet werden oder wenn  Farben, insbesondere rot und gelb, sehr hell sind.

 

Die mittenbetonte Integralmessung wird 10% der Bildfläche in der Mitte des Bildes zur Hauptbelichtungsmessung verwendet, der Rest des Bildes wird aber mit einbezogen. Es eignet sich, wenn im Gegensatz zur Selektivmessung der wichtige Bildbereich grösser als die 10% in der Mitte ist.

 

Die Spotmessung berücksichtigt nur noch 2-4% der Bildfläche und dient dazu eine Belichtung exakt einzumessen und mit der Sterntaste für das nächste Bild zwischenzuspeichern.

 

Im Sinne einer Konzentration auf das Wesentliche empfehle ich folgenden Einsatz:

                        Mehrfeldmessung                      Standardeinstellung

                        mittenbetonte Integralmessung – Porträts, Sport, Blitzen

                        Spotmessung                            – Sonderfall exaktes Einmessen (siehe unten)

 

 

 

Belichtungskorrektur

 

Warum ist eine Belichtungskorrektur überhaupt nötig?

Erst mal etwas Theorie für die, die verstehen wollen, wann und warum korrigiert werden sollte und welchen Hintergrund die nachstehenden Regeln haben:

Die Belichtungsmesser der Kamera ermittelt die Belichtungsverteilung im Bild  (bei Spiegelreflexkameras den Messpunkten, die zugleich Autofokuspunkte sind) und berechnet daraus den Mittelwert.

 

Diesen Mittelwert vermutet sie, ist ein „Mittleres Grau“.

Wenn, wie in den meisten Fällen helle und dunkle Bereiche relativ gleichmäßig im Bild existieren ist die Belichtungsmessung richtig und es erfolgt nur eine geringfügige Anpassung an das „“Mittelgrau“.

In obigen Beispiel würde die Mitte des schwarzen Gebirges etwas zur Mitte der Mitteltöne verschoben werden.

 

Aber:

 

Zu helle Bilder

Ein recht helles Bild wird also ins Dunkle verschoben.

So würde eine weiße Wand zu einer mittelgrauen gemacht werden. Ein Käfer auf dieser Wand, der so klein ist, dass er keinen Einfluss auf die Berechnung der mittleren Helligkeit hat, würde auch ins Dunkle verschoben werden und hätte somit keine Zeichnung mehr.

So etwas kann eine Belichtungsautomatik nicht erkennen.

Der Photograph müsste also durch eine Belichtungskorrektur ins PLUS die mittelgraue Wand wieder weiß machen und den Käfer aufhellen.

Siehe dazu die Abfolge auf der linken Seite der nachfolgenden Skizze:

 

 

Zu dunkle Bilder

Zu Vertiefung nochmals das Szenario in anderer Richtung (rechte Seite der Skizze):

Ein recht dunkles Bild wird also ins Helle verschoben.

Stellen wir uns einen Sonnenuntergang mit 2/3 Land und 1/3 Himmel vor.

Die Automatik ermittelt einen mittleren Helligkeitswert der recht dunkel ist und verschiebt ihn zum „mittleren Grau“. Damit wird das dunkle Land aufgehellt, der letzte Teil der Sonne aber auch. Die Sonne verliert also ihre schöne Färbung und wird zum weißen ausgefressenen Punkt.

Der Photograph muss also durch eine Belichtungskorrektur ins MINUS die mittelgraue Landschaft wieder abdunkeln und erhält in der Sonne wieder Zeichnung.

 

Anmerkung zum berühmten „Mittelgrau“:

Viele Untersuchungen ergaben, dass das Auge ein Grau geneu in der Mitte zwischen weiß und schwarz empfindet, wenn 18 % des einfallenden Lichtes reflektiert wird. Deswegen wird der Belichtungsmesser auf 18% eingestellt und die Graukarte hat exakt 18% Reflexion.

 

Regeln

                                    Helle     Bilder mit PLUS    zurückkorrigieren

                                    Dunkle Bilder mit MINUS zurückkorrigieren

 

                                   Merkwort: zurückkorrigieren

 

So musste das linke Bild ins MINUS und das rechte Bild ins PLUS zurückkorriegiert werden, da die dunklen bzw. hellen Flächenanteile überwogen haben.

 

 

Hilfe für zu helle/ zu dunkle Bilder

 

Wenn Sie noch kein Gefühl für die Belichtungskorrektur in den PLUS oder MINUS-bereich haben, können Sie auch so vorgehen:

 

1., Randbetrachtung am Histogramm

 

 

Das linke Bild ist zu dunkel und teilweise "abgesoffen",

das rechte Bild zu hell und teilweise "ausgefressen".

Durch die Belichtungskorrektur sollte versucht werden das Histogramm ohne Randberührung in die Mitte zu bekommen.

 

2., Überbelichtungswarnung am Display

Korrektur ins PLUS und mit Überbelichtungswarnung kontrollieren, wann gerade nichts mehr ausbrennt, d.h. überbelichtet ist. Das ist die schnellste Methode.

 

3., Exakte Belichtungsmessung

Messmethode auf Spot, Hilfspunkte anvisieren und Belichtung mit Sterntaste für das nächste Bild speichern

 

Spotmessung auf Laterne      und PLUS 2,3 Blendenstufen

Spotmessung auf Haut          und PLUS 1 Blendenstufe

Spotmessung auf Graukarte und keine Korrektur

Spotmessung auf Gras         und MINUS 1 Blendenstufe

 

 

 

Gestalterische Lichtbetonung

Durch die Korrektur ins Dunkle erhält man low-key Aufnahmen, ins Helle high-key.

 

Auch kann man eine Lichtbetonung erreichen, in dem man unwichtige Bildinformationen „absaufen“ lässt

 

Photographierbarkeit

Mitunter sind die Lichtverhältnisse so schlecht, dass man Angst hat das Bild zu verwackeln, keine Tiefenschärfe mehr hat (Blendenöffnung zu groß) oder das Bildrauschen (ISO) erhöhen muss.

Durch eine Korrektur um 1 bis 1,3 Blendenstufen ins MINUS (oder/und ein Stativ)  erhält man bessere Belichtungswerte und kann vorgenannte Nachteile etwas zu mindern.

Da Vollformatkameras mit über 30MP sehr verwackelungsempfindlich sind, empfiehlt sich hier auch eine dauerhafte Korrektur ins Dunkle.

Das zu dunkel belichtete Bild kann dann im Raw-Konverter „automatisch“ korrigiert werden.

 

Fehlender Kontrastumfang

Den Kontrastumfang der Kamera, der nur 1/5 des Auges beträgt, kann man durch HDR-Aufnahmen vergrössern.

 

Blitzen

Im Artikel „Blitzen“ wurde schon darauf verwiesen, daß im Av-Programm mit der Belichtungskorrektur die Mischung von Umgebungslichtes und Blitzlicht beeinflusst werden kann. Durch Blendenkorrektur in den MINUS-Bereich erreicht man eine stärkere Blitzwirkung mit härterem Licht, bei Korrekturen in den PLUS-Bereich dient der Blitz mehr als Aufheller und die Lichtmischung wird harmonischer.

 

 

 

Kameraeinstellung

Die Notwendigkeit der Belichtungskorrektur entsteht beim Blick durch den Sucher. Also sollte sie, ohne die Kamera vom Auge zu nehmen, durchführbar sein. Ich empfehle diese Funktion auf das Daumenrad zu legen.

 

Fazit

Hier nochmals eine kleine Zusammenstellung:

 

 

Ihr

 

Thomas Kögl (Juli 2016)