Anforderungen an einen Fotorucksack
Eine Kamera, je ein Objektiv für den Weitwinkel-, Normal- und Telebereich, vielleicht noch einen Blitz und schon kommt ein Gewicht zusammen, dass man ungern den ganzen Tag nur auf einer Schulter trägt.
Es kommt also nur ein Rucksack, für die großen Werte, die wir in so manch einer armer oder diebstahlsgefährdeten Gegenden rumtragen, in Frage.
Bei den Rucksäcken gibt es endlos viele Modelle,- und einige hab ich auch schon getragen und wieder verkauft.
Da gerade beim, mitunter tagelangen Tragen, die Freude am Hobby schnell zur Qual werden kann, hab ich versucht, mit meinen bescheidenen handwerklichen Künsten, ich bin bekennender Grobmotoriker, endlich etwas zu basteln, das meinen Anforderungen gerecht wird.
Nachstehend erst die Anforderungen, dann die Umsetzung für einen grossen Rucksack, einen Tagesrucksack und einen Bergrucksack mit den entsprechenden Nutzungserfahrungen:
Anforderungen an einen Rucksack
Größe
-2 Kameras, 5-6 Objektive, Blitz, Akkus, Karten, Filter, Mini- und 3-Bein-Stativ, Taschenlampe, Ausweise, Geld,- so viel, weil wir oft zu zweit unterwegs sind.
- maximal Bordgepäckgröße: 55*40*20 cm,- weil ich nie meine Kamera als Gepäck aufgeben werde.
Tragekomfort
Material
Sicherheit
Inneneinrichtung
Sie werden es nicht glauben, im Juli 2016 gab es noch keinen Rucksack, der das alles abdeckte.
Bau eines grossen Photorucksacks
Zuerst die Geschichte in Bildern und dann ein paar Erläuterungen:
Als Grundelemente diente
Eine LKW-Planen-Rollkoffer in Bordgepäckgröße (49€ z.B. Pearl)
Das Tragegestell aus einem alten LOWE-Hochgebirgsrucksack (?€ evt. Ebay)
1m Klettband mit 10 cm Breite (7€)
Pressplanplattenstreifen 2mm Stärke und 16,6 cm breit (2€)
Holzleim wasserfest (1€)
Fahrradseilzug (Litze 3€)
1., Innenraumaufteilung
Die Innenraufaufteilung wurde anhand der obigen Anforderungen festgelegt. Wichtig war, dass Kamera, langes und kurzes Objektiv hintereinander liegen und Kamera, Akkus, Karten im Schnellzugriff sind.
Die Pressspaneinteilung wurde entsprechend gesägt, in der Tasche mit leichtem Zwingendruck zusammengeleimt.
2., Rucksackgestell
Von dem Rucksack wurde das Rückengestell mit einem Cutter abgeschnitten, die Ränder umgenäht und die Klettbänder aufgenäht.
3., Befestigung an der Tasche
Auf dem Taschendeckel wurden die Klettbänder aufgenäht und die Löcher der Stiche mit Kleber abgedichtet.
Als zusätzliche haltesicherung wurden links und rechts oben zwei steckbare Gurte angebracht.
Für das Stativ wurden Laschen aufgenäht.
Für eine zusätzliche Packtasche Riemen am Kopf der Tasche angebracht, die zugleich als Diebstahlssicherung (Stuhlbein reinstellen) dienen können.
Die Taschenhenkel wurden, da nutzlos, dafür verwendet.
In die Rucksackträger wurde die Fahrradlitze eingenäht.
4., Finish
Kanten auf den Kamerateile liegen wurden mit einem aufgeschnittenen Wasserschlauch bedeckt.
Fächer, in den Objektive liegen wurden abgepolstert.
Klapppolster zwischen den Objektiven wurden eingeklebt.
Nutzungserfahrung
Von vornherein war klar, dass der Reißverschluss nicht optimal liegt und etwas unterdimensioniert ist.
Alternativ hätte ein anderer wasserabgedichteter Reißverschluss eingebaut werden können, die Deckelklappe abgeschnitten und ab oberen Rand überlappend angenäht werden können.
Oder die Tasche hätte komplett neu aufgebaut werden müssen, d.h. Folie und Rollsystem selbst vernäht werden müssen.
Beides erschien mir zu aufwendig.
Unschön ist die Rückseite des Rucksackes. Evt wird die mal optisch mit einer Plane verkleidet, so dass die Räder auch nicht so auffallen.
Dass das Rucksacktragesystem per Klettverschluss abnehmbar ist, hat sich auf Flugreisen und in Hotels sehr bewährt.
Bau eines Tagesrucksacks für die Stadt
Auf der Suche nach einem wasserdichtem Rucksack, dem man nicht ansieht, dass wertvolles Fotogerät darin transportiert wird, bin ich in Japan fündig geworden.
Innen habe ich zwei PVC- Abwasserrohr mit Endkappen, die mit Filz ausgekleidet sind, eingebaut.
So sind die Objektive stoßgeschützt und absolut wassergeschützt.
Am oberen Rand wurde ein Türprofil vom Auto verklebt, damit die Kamera weich liegt.
Es lassen sich so zwei Kameras mit grossen Objektiven und ein zusätzliches Objektiv in einem Köcher über den Kameras quer transportieren. Natürlich kann in eine Röhre auch mehrere kleine Objektive (50er, Konverter, etc.) übereinander gelegt werden.
Die Akkus sind in einer mit Filz ausgekleideten Metallschachtel zwischen den Röhren.
Bau eines Rucksacks für die Berge
In den Bergen ist der Tragekomfort, die Wasserdichtigkeit und die Möglichkeit zusätzliches gepäck mitzunehmen (jacke, Regenkleider, Getränk, ...) von Bedeutung.
Mein Skitourenrucksack Haute Route 30S von Orthofox, der sich in den Bergen schon sehr bewährt hatte, war dazu die Basis.
Er ist vom Rücken zu öffnen (Diebstahl, Schmutz) und hat rückenabgewand noch zusätzliche Fächer für Equipment.
Sich einen Einbau aus Schaumstoff fräsen zu lassen, wäre mir zu teuer gewesen.
Ich habe mir deshalb Schicht für Schicht aus 1 cm starken, etwas steiferen Schaumgummi den Einbau zusammengebaut.
So konnte ich das Gesamtgebilde auch perfekt in die geometrisch etwas schwierige Innenkontur des Rucksackes anpassen.
Auf der Unterseite ist noch eine LKW-Plane angeklebt, als Wasserschutz und damit der Einbau leichter in den Rucksack gleiten kann.
In der unteren Ebene sind Akkus, Speicherkarten, Blitz, Taschanlampe, Konverter.
In der oberen 2 Kameras mit 4 Objektiven.
Nicht sehr schön, aber dafür funktionell und angenehm den ganzen Tag zu tragen.
Ihr Thomas Kögl (10-2016, 7-2018)