Anforderungen an einen Fotorucksack

 

 

Eine Kamera, je ein Objektiv für den Weitwinkel-, Normal- und Telebereich, vielleicht noch einen Blitz und schon kommt ein Gewicht zusammen, dass man ungern den ganzen Tag nur auf einer Schulter trägt.

Es kommt also nur ein Rucksack, für die großen Werte, die wir  in so  manch einer armer oder diebstahlsgefährdeten Gegenden rumtragen, in Frage.

 

Bei den Rucksäcken gibt es endlos viele Modelle,- und einige hab ich auch schon getragen und wieder verkauft.

Da gerade beim, mitunter tagelangen Tragen, die Freude am Hobby schnell zur Qual werden kann, hab ich versucht, mit meinen bescheidenen handwerklichen Künsten, ich bin bekennender Grobmotoriker, endlich etwas zu basteln, das meinen Anforderungen gerecht wird.

Nachstehend erst die Anforderungen, dann die Umsetzung für einen grossen Rucksack, einen Tagesrucksack und einen Bergrucksack mit den entsprechenden Nutzungserfahrungen:

 

Anforderungen an einen Rucksack

 

Größe

-2 Kameras, 5-6 Objektive, Blitz, Akkus, Karten, Filter, Mini- und 3-Bein-Stativ, Taschenlampe, Ausweise, Geld,- so viel, weil wir oft zu zweit unterwegs sind.

- maximal Bordgepäckgröße: 55*40*20 cm,- weil ich nie meine Kamera als Gepäck aufgeben werde.

Tragekomfort

  • Rollbar,- da mehr als 10 kg Gewicht.
  • komfortables Rucksacktragesystem aus dem „10kg –Bereich“ mit Beckengurt,- da die ganze Ausrüstung ja „off-road“ gebraucht wird.
  • Handschlaufe,-um das Ganze schnell von links nach rechts heben zu können.

 

Material

  • LKW-Plane,- da es sonst kein dichtes Material gibt, siehe Ortlieb-Produkte für Kanuten.
  • Plane rundherum, d.h. auch am Rücken, weil über den Rücken, auch wenn man einen Regencover nutzt, die Feuchtigkeit eindringt, – Tropenschauer sollen mich nie wieder 500€ Reparatur kosten.
  • Reißverschlüsse, die wasserdicht und von oben, wie Dachziegeln, abgedeckt sind.

Sicherheit

  • Nur von der Rückseite bei abgenommenen Rucksack zu öffnen,- weil man es kaum merkt, wenn sich jemand hinten bedient.
  • Rucksackträger mit eingenähter Fahrradlitze ,zumindest im unteren Trägerbereich,- weil sonst mit zwei schnellen Cutterschnitten im Gewühle, der Rucksack vom Rücken ist.
  • Eine Schlaufe, um das Stuhlbein im Kaffee reinzustellen

Inneneinrichtung

  • So konzipiert, dass man nicht Objektive abschrauben muss, um die Ausrüstung zu verstauen oder neu anbauen muss, um sie wieder zu nutzen. D.h. Die Kamera und ein langes und ein kurzes Objektiv müssen hintereinander Platz haben, damit man wahlweise das eine oder andere an der Kamera lassen kann,- und das nach Möglichkeit sogar mit aufgesetzter Sonnenblende und ohne Objektivschutzdeckel.
  • Kameras, Akkus und Karten im schnellen Zugriff. Blitzlicht, Filter, Stativ werden seltener gebraucht
  • Platz für Laptop, Bekleidung, Essen, Trinken wäre „nice to have“, aber nicht zwingend erforderlich bei der Größenbegrenzung und Inhaltsanforderung. Ein Beutel zum Anhängen bei Bedarf würde genügen.

 

Sie werden es nicht glauben, im Juli 2016 gab es noch keinen Rucksack, der das alles abdeckte.

 

Bau eines grossen Photorucksacks

 

Zuerst die Geschichte in Bildern und dann ein paar Erläuterungen:

 

 

 

Als Grundelemente diente

Eine LKW-Planen-Rollkoffer in Bordgepäckgröße (49€ z.B. Pearl)

Das Tragegestell aus einem alten LOWE-Hochgebirgsrucksack (?€ evt. Ebay)

 

1m Klettband mit 10 cm Breite (7€)

Pressplanplattenstreifen 2mm Stärke und 16,6 cm breit (2€)

Holzleim wasserfest (1€)

Fahrradseilzug (Litze 3€)

 

 

1., Innenraumaufteilung

Die Innenraufaufteilung wurde anhand der obigen Anforderungen festgelegt. Wichtig war, dass Kamera, langes und kurzes Objektiv hintereinander liegen und Kamera, Akkus, Karten im Schnellzugriff sind.

 

Die Pressspaneinteilung wurde entsprechend gesägt, in der Tasche mit leichtem Zwingendruck zusammengeleimt.

 

2., Rucksackgestell

 

Von dem Rucksack wurde das Rückengestell mit einem Cutter abgeschnitten, die Ränder umgenäht und die Klettbänder aufgenäht.

 

3., Befestigung an der Tasche

 

Auf dem Taschendeckel wurden die Klettbänder aufgenäht und die Löcher der Stiche mit Kleber abgedichtet.

Als zusätzliche haltesicherung wurden links und rechts oben zwei steckbare Gurte angebracht.

Für das Stativ wurden Laschen aufgenäht.

Für eine zusätzliche Packtasche Riemen am Kopf der Tasche angebracht, die zugleich als Diebstahlssicherung (Stuhlbein reinstellen) dienen können.

Die Taschenhenkel wurden, da nutzlos, dafür verwendet.

In die Rucksackträger wurde die Fahrradlitze eingenäht.

 

4., Finish

Kanten auf den Kamerateile liegen wurden mit einem aufgeschnittenen Wasserschlauch bedeckt.

Fächer, in den Objektive liegen wurden abgepolstert.

Klapppolster zwischen den Objektiven wurden eingeklebt.

 

Nutzungserfahrung

 

Von vornherein war klar, dass der Reißverschluss nicht optimal liegt und etwas unterdimensioniert ist.

Alternativ hätte ein anderer wasserabgedichteter Reißverschluss eingebaut werden können, die Deckelklappe abgeschnitten und ab oberen Rand überlappend angenäht werden können.

Oder die Tasche hätte komplett neu aufgebaut werden müssen, d.h. Folie und Rollsystem selbst vernäht werden müssen.

Beides erschien mir zu aufwendig.

 

Unschön ist die Rückseite des Rucksackes. Evt wird die mal optisch mit einer Plane verkleidet, so dass die Räder auch nicht so auffallen.

 

Dass das Rucksacktragesystem per Klettverschluss abnehmbar ist, hat sich auf Flugreisen und in Hotels sehr bewährt.

 

 

 

Bau eines Tagesrucksacks für die Stadt

 

Auf der Suche nach einem wasserdichtem Rucksack, dem man nicht ansieht, dass wertvolles Fotogerät darin transportiert wird, bin ich in Japan fündig geworden.

Innen habe ich zwei PVC- Abwasserrohr mit Endkappen, die mit Filz ausgekleidet sind, eingebaut.

So sind die Objektive stoßgeschützt und absolut wassergeschützt.

Am oberen Rand wurde ein Türprofil vom Auto verklebt, damit die Kamera weich liegt.

 

Es lassen sich so zwei Kameras mit grossen Objektiven und ein zusätzliches Objektiv in einem Köcher über den Kameras quer transportieren. Natürlich kann in eine Röhre auch mehrere kleine Objektive (50er, Konverter, etc.) übereinander gelegt werden.

Die Akkus sind in einer mit Filz ausgekleideten Metallschachtel zwischen den Röhren.

 

 

 

 

Bau eines Rucksacks für die Berge

 

In den Bergen ist der Tragekomfort, die Wasserdichtigkeit und die Möglichkeit zusätzliches gepäck mitzunehmen (jacke, Regenkleider, Getränk, ...) von Bedeutung.

Mein Skitourenrucksack Haute Route 30S von Orthofox, der sich in den Bergen schon sehr bewährt hatte, war dazu die Basis.

Er ist vom Rücken zu öffnen (Diebstahl, Schmutz) und hat rückenabgewand noch zusätzliche Fächer für Equipment.

Sich einen Einbau aus Schaumstoff fräsen zu lassen, wäre mir zu teuer gewesen.

Ich habe mir deshalb Schicht für Schicht aus 1 cm starken, etwas steiferen Schaumgummi den Einbau zusammengebaut.

So konnte ich das Gesamtgebilde auch perfekt in die geometrisch etwas schwierige Innenkontur des Rucksackes anpassen.

Auf der Unterseite ist noch eine LKW-Plane angeklebt, als Wasserschutz und damit der Einbau leichter in den Rucksack gleiten kann.

In der unteren Ebene sind Akkus, Speicherkarten, Blitz, Taschanlampe, Konverter.

In der oberen 2 Kameras mit 4 Objektiven.

Nicht sehr schön, aber dafür funktionell und angenehm den ganzen Tag zu tragen.

 

 

Ihr Thomas Kögl (10-2016, 7-2018)