Unvernunft bei Skitouren

 

Leider erlebt man es häufig, dass vor lauter Ergeiz, Gefahren kleingeredet oder gar nicht erkannt werden.

(Entschuldigt bitte die Bildqualität, ich halte mich bei sowas in weiter Entfernung) halte aber die Analyse für einen guten Weg zu Lernen.

 

Beispiel 1

Wenn eine Aufstiegsspur vorhanden ist, wird ihr blind vertraut,- egal, ob sie durch gefährliches Gelände geht oder in den frühen Morgenstunden bei gefrorenem Schnee angelegt wurde.

 

Beispiel 2

Diesen vier Helden müsste es doch auffallen, dass ein Teil des Neuschneees bereits auf dem Saharastaub abgerutscht ist. Dass Ende April bei sonnigem Wetter um 14 Uhr die Wächte nicht mehr stabil ist, versteht sich von selbst. Und dann stehen sie noch so eng beieinander, dass gleich alle vier auf einmal verschüttet werden. Unglaublich.

 

 

Beispiel 3

Auch bei "schnellen" Abfahrten schadet es nicht, sich zu überlegen, wo man seine Spur legt.

 

 

Beispiel 4

Die linke Abfahrtsspurt ist der "Klassiker", um immer wieder ein Paar Spuren in unbefahrenes Gelände zu legen, oft auch beim Variantenskifahren zu sehen. Dabei werden über 30 Grad steile Hänge angeschnitten, ohne die Schneelage zu beachten oder das darüber liegende Gelände (Hang, Rinnen, Wald) zu beurteilen.

Die rechte Abfahrtsspur in Talmitte, abseits von Schneebrettausläufern, ist hier "save".

 

 

Beispiel 5

Schwer vorstellbar und fotografierbar:

Noch vor 2 Stunden war hier auf ca. 4500m, am Ararat alles so nebelig und stürmisch, wie jetzt noch am Gipfel. Windstärke ca 120 km/h den ganzen Tag, Sichtweite unter einem Meter,  -28 Grad. Die Orientierung beim Auf- und Abstieg auf den 5000er war nur per Handy und dem hinterlegten Sommerweg mäglich. Ein Schritt und man fällt über eine Kante.

Umdrehen, Nein sagen, Abwarten war alles gegen den Gruppenwillen.

Der Bergführer liess mich alleine zurück zum Basislager abfahren. Trotz GPS-Aufstiegstrack unerantwortlich

 

 

 

Beispiel 6

Nach 3 Stunden Aufstieg stellt sich der Gipfel so dar. Der Normalanstieg (gepunktet) ist bei der Schneelage kritisch, der Direktanstieg bei den Schneemassen nicht machbar. Kurz nach meinem Abbruch und Abfahrt um 10 Uhr sind zwei bis zum ersten Felssporn,- und dann ging das Schneebrett ab. Dabei sieht man doch schon die ersten Lockerschneeablösungen in einem Hang mit ca. 40 Grad.

 

 

 

Beispiel 7

Sieht harmlos aus, war aber dramatisch.

Der Aufstieg wurde wegen aufkommenden Nebelfeldern sinnvoller Weise abgebrochen.

Die Abfahrt sollte entlang der Aufstiegsspur erfolgen. Das ging aber wegen Nebel und Windverblasungen in die Hose.

Etwas zu spät stellte sich Unbehagen ein und ich erkannte auf meiner GPS-Uhr, auf der ich immer(!) den Aufstieg tracke, dass wir zu weit gefahren sind. Hätte wir noch etwas länger unsere Schwünge genossen, wären wir in sehr schroffes und unwegsames Gelände, bei Null Sicht, gekommen. So schnell geht es.

Die Querung oberhalb des roten Pfeiles, ohne Sicht, in steilem Gelände war grob fahrlässig und nur durch gruppendynamische Effekte verursacht. Man hätte auffellen müssen und zur sicheren Aufstiegsspur zurückgehen müssen.

 

Beispiel 8

Beispiel von Michael Larcher

Die linke stark schneebrettgefährdete Spur wurde nicht gewählt. Gottseidank.

Die rote Spur führte im Schattenbereich durch Hangstörungen einer grosse geführten (!) Gruppe, zu einem Schneebrettabgang und Verschüttungen.

Die rechte Spur wäre die beste gewesen: Angenehm, ohne Spitzkehren, flach, ausreichender Abstand von etwaigen Lawinenabgängen.

 

 

 

Beispiel 9

 

Die Aufstiegsspur wurde früh morgens gelegt. Nachmittags, wenn es wärmer ist, wird sie weiterhin begangen, weil sie ja schon gefahrlos begangen wurde.

Verhälnisse ändern sich im Tagesverlauf !!!

 

 

Beispiel 10

 

Erfahrungen in zwei geführten Touren 2021/22:

  • Beide Bergführer waren so versiert, dass sie für die Abfahrten keinen Helm mitnahmen.
  • Beide Bergführer habe trotz ihres Vorbildcharakters keinen Air-bag, der 2024 wohl zum Standard gehört, getragen.
  • Beide Bergführer überprüften die Sendung der LVS-Geräte der Gruppe und haben ihr eigenes nicht auf Sendung prüfen lassen.
  • Ein Bergführer war von Corona noch nicht vollens genesen, körperlich noch angeschlagen und hatte trotzdem die Verantwortung für eine Gruppe übernommen.
  • Ein Bergführer fuhr einzeln und als erstes in einen unverspurten 35 Grad Hang, obwohl er als Ausbilder die grösste Lawinensucherfahrung hatte und ausreichend gute Skifahrer in der Gruppe waren.
  • Ein Bergfüher verlohr die Gruppenautorität, hechelte nach dem Skidepot einem Gruppenteil nach und überlies den unsichersten und schwächsten Teilnehmer im Steilhang  einem Gruppenmitglied.
  • Ein Bergführer hatte Orientierungsprobleme und begann einen Abstieg in das falsche Tal.
  • Ein Bergführer kehrte im dichten Nebel um, verlohr die Aufstiegsspur im Abfahrtsflow. Ein Teilnehmer, der den Aufstieg getrackt hatte, merkte dies, als man bereits 120 m zu tief zum Queren war. Statt abzufellen und zurück zur Aufstiegsspur und den Querungspunkt zu steigen, querte man durch einen unbekannten 40 Grad Hang ohne Sicht.
  • Ein Bergführer kannte nur den Sommerweg vom Tal zur Hütte und nicht den lawinensichereren Winterweg.
  • Ein Bergführer orderte nach dem "Ausrücken aus der Hütte" alle zu einer Kartenbesprechung zurück in die Hütte, um der Aufstiegsspur anderer Gruppen folgen zu können.

Es muss grundsätzlich der Veranstalter die Teilnehmer nach Feedback fragen und man kann nicht auf Lebzeit Bergführer bleiben. Ohne vollständige Sicherheitsausrüstung und GPS-Kenntnisse zu führen ist ein No-Go.

 

Beispiel 11

Aufstieg über den Gletscher am Seil. Abfahrt jeder wie er wollte im vollen Flow.

 

 

Beispiel 12

Eine Tour des Alpenvereines in einem Gebiet mit Gipfelhöhe  um die 1900m wurde wegen Lawinenwarnstufe 4 abgesagt.

Es lag vor Ort bis zu dem Schneefall am 2/3-12 kein Schnee und war maximal 2150 m hoch. Relevant war also nur Neuschnee über der Waldgrenze, in einem flachen Bereich der ausserdem mit Latschen durchwachsen war.

Globale Lawinenwarnungen müssen mit den Tourendaten abgeglichen werden.

 

 

Beispiel 13

 

Roßkopf 12-2024: Erste Gruppe (2 Personen, roter Pfeil) fuhr den gesamten Hang ab. Zweite Gruppe (4 Personen) fuhr den oberen Hang bis zum Sammelpunkt (großer roter Ring) ab. Nach einer Weile löste sich oberhalb das Schneebrett, - möglicherweise durch die Gruppenbildung von unten ausgelöst. Einer entkam seitlich, einer per Schußfahrt, zwei wurden bis zu den Auffindpunkten mitgerissen. Sie waren 70 bzw. 180 cm, ohne Airbag, verschüttet und konnten nicht gerettet werden.  Beide Überlebende mussten erst auffellen und teilweise aufsteigen. Das Schneeprofil hatte eine eindeutige Schwachstelle (roter Pfeil).

Auch verspurte Hänge sind nicht sicher und können durch grössere Gruppen, auch von unten, gestört werden. Airbags hätten die Überlebenschancen sehr erhöht. (Quelle: Lawinen.report)

 

 

Beispiel 14

 

Binsalm 9-2024: Gegen 10:30 Uhr wurde ein Wanderer einer grösseren Gruppe beim Almabstieg (blau) auf ca. 1500m  von einer spontanen Lawine (roter Pfeil) erfasst (roter Kreis) und verschüttet.Der alarmierten Hubschrauber konnte wegen widrigen Wetterverhältnisse  nicht zur Unfallstelle fliegen. Die Rettungskräfte, darunter auch Lawinenhunde mussten deshalb zu Fuß zur Unfallstelle aufsteigen (Zeit!). Gefährlich war die Rettungsaktion wegen weiterer Lawinenabgänge. De Wanderer wurde am Tag drauf tot geborgen.

Im Wald sind oftmals höhere Lagen nicht einsehbar und man wähnt sich zwischen den grossen Bäumen in Sicherheit.  (Quelle: Lawinen.report)

 

 

Beispiel 15

 

Bärenkopf 4-2024: Eine spontane Gleitschneelawine überschüttete den Klettersteig mit 3 Kletterern.

Spontangleitschneelawinen sind kaum, höchstens an Aufwölbungen, erkennbar. Jahrelange Ortskenntniss (Hüttenwirt) kann helfen.  (Quelle: Lawinen.report)

 

 

Beispiel 16

 

 Niedertal Martin-Busch-Hütte 4-2023: 2 Tage warm, dann Kaltfront mit Neuschnee. Lockerschneelawine oben die später bis zum Boden durchreisst, den Hang stört und Nassschneelawine initiiert. 4 mitgerissen, 2 ganz verschüttet. Einer davon mit Atemraum in 1,5m tiefem Nassschne überlebte  (Quelle: ÖAV Michael Larcher)

 

 

Beispiel 17

 

 Die ersten Nassschneelawinen sind bereits abgegangen und totzdem muß der "mühsame" Aufstieg mit ein paar Schwüngen belohnt werden.